Projektbeschreibung
Begünstigte:
Jüdische Gemeinde von Pécs
Leitender Amtsträger:
Goldmann Tamás, Vorsitzender
Im Rahmen des Projekts zu realisierende Aufgaben:
Verrechenbare Projektkosten:
127 114 713 Ft
Jüdische Gemeinde von Pécs
Leitender Amtsträger:
Goldmann Tamás, Vorsitzender
Im Rahmen des Projekts zu realisierende Aufgaben:
- Anfertigung von Erbschutz und Aus-
führungspläne im Zusammenhang mit der Renovierung der Synagoge - Verrichtung der mit der Geschichtsaustellung über den Jüdischen Ausstellungsort sich verknüpfenden Aufgaben und Besorgung von Mitteln
- Renovierung der Synagoge von Pécs
Verrechenbare Projektkosten:
127 114 713 Ft
Jüdische Gemeinde in Pécs
Von den erhalten gebliebenen und auch heute noch genutzten Synagogen in Ungarn ist die in Pécs vielleicht eine der schönsten. Die Synagoge wurde nach einer vierjährigen Bauzeit 1869 eingeweiht. Sie wurde im romantischen Baustil nach den Plänen von Frigyes Feszl, Károly Gerster und Lipót Kauser erbaut. Alle drei waren bedeutende ungarische Baumeister des 19. Jahrhunderts. Für die Ausführung der Bauarbeiten zeichnete István Ivánkovics verantwortlich. Das Gebäude neben der Synagoge ist die ehemalige jüdische Gemeindeschule, auf deren Hof das kleine Gebetshaus steht, das die Mitglieder der heutzutage recht kleinen Pécser jüdischen Gemeinde an den Wochentagen benutzen. Vor der Zeit der türkischen Herrschaft haben schon Menschen jüdischen Glaubens in Pécs gelebt, aber sie konnten sich erst lange Zeit nach der Vertreibung der Türken hier wieder niederlassen.
Márk Weiszmayer hatte im Jahre 1804 den Stadtrat um eine Erlaubnis zur Errichtung einer Synagoge in seinem eigenen Haus gebeten. Der Antrag war abgelehnt worden. Inzwischen war ein anderer jüdischer Einwohner der Stadt Pécs, Salamon Fuchs, verstorben, der ebenfalls mit dem Toleranzpatent Ende des 18. Jahrhunderts die Bürgerrechte erhalten hatte. Der aus Bonyhád stammende Péter Engel hatte sich in Pécs niedergelassen, um die Erziehung von Waisenkindern zu übernehmen, hatte die Witwe von Salamon Fuchs geheiratet, und das auf dem Grundstück Zrínyi Str. 12. stehende Haus erworben. Seit 1825 versammelten sich nun die Pécser Juden in einem Zimmer dieses Hauses, um ihren Gottesdienst abzuhalten. Die Wohnung sollte diese religiöse Funktion bis 1843 behalten, als die erste Synagoge eingeweiht wurde. Die Gründung einer ordentlichen Gemeinde erfolgte im Jahre 1840. Aus diesem Jahr stammt die Gründungssatzung der Chewra Kadischa („Heilige Gesellschaft“, Beerdigungsgesellschaft, die sich der rituellen Bestattung Verstorbener widmet), und in diesem Jahr nahm auch der Hauptrabbi des Komitats Branau (Baranya), Lőw Izrael seine Tätigkeit auf. Es ist ein sichtbares Zeichen für den Eifer ihrer Mitglieder, dass die Gemeinde nach dreijährigem Bestehen schon eine eigene Synagoge hatte. Die Gemeinde erwarb im Juli 1841 von Ferenc Vitéz ein Grundstück in der Citrom-Straße, und das darauf stehende Haus wurde in eine Synagoge umgebaut. Das Einweihungsfest fand am 20. Tag des Monats Elul des Jahres 5603 (15. September 1843) vor dem normalen Freitagabendgottesdienst statt. Hauptrabbi Lőw hatte für das Einweihungsfest ein Gebetbuch veröffentlicht, das 9 Seiten deutschen und 6 Seiten hebräischen Text beinhaltete. Dies ist das erste und vielleicht auch einzige Produkt in hebräischer Sprache aus der Pécser Lyceum-Druckerei.
Die Synagoge hat ihre ursprüngliche Innengestaltung bewahrt, eine Renovierung der Fassade erfolgte zwischen 1980 und 1983. Am 18. Mai 1981 wurde sie der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. Den religiösen Vorschriften des Judentums entsprechend finden wir weder an der Außenseite noch im Inneren figürliche Abbildungen. Die Hauptfassade der Synagoge ist in drei Teile gegliedert, an deren mittleren Teil in hebräischer Sprache ein biblisches Zitat (Jesaja 56,7) zu lesen ist: „Denn mein Haus wird heißen ein Bethaus allen Völkern.“ Entsprechend können die Gottesdienste von allen Gläubigen jeglicher Religion besucht werden. Ganz oben auf der Fassade sind die so genannten „Steintafeln des Moses“ mit den Zahlen für die Zehn Gebote zu sehen. (Die hebräischen Buchstaben werden hier als Zahlen gebraucht.) Unterhalb der Steintafeln zu beiden Seiten des Rundgiebels erregen Keulenkopf-Skulpturen die Aufmerksamkeit. Auch der Innenraum der Synagoge ist dreigeteilt. Die geometrischen Formen der Wandbemalung sowie die Blumen-und Obstornamente bilden eine harmonische Einheit. Das Allerheiligste, dessen Mauern nach Osten, bzw. Jerusalem zeigen und dessen Decke von Sternen und Sonnenaugen überzogen ist, ist von einem schön verzierten Bronzegeländer vom Hauptschiff abgetrennt. Hier befindet sich der Torahschrein, der aus vier Marmorsäulen und einer großen Kuppel besteht. Davor steht das zum Vorlesen der Torah dienende Lesepult (Bima). Auf diesem liegt auch das "Buch der Bücher", in dem die Namen der in den Konzentrationslagern, hauptsächlich in Auschwitz gefolterten und ermordeten 3022 Märtyrer stehen. Das Ewige Licht (Ner Tamid), das die ständige Präsenz Gottes symbolisiert, weicht in seiner Form eines David-Sterns von dem der Katholiken ab. Ebenfalls hier befinden sich die Sitzbankreihen der Gemeindevorsteher, die Kanzel, sowie der achtarmige Kerzenständer, der die sieben Tage der Schöpfung symbolisiert. An den Seitenwänden vor dem Allerheiligsten sind mit Trauerflor umrahmte Tafeln zu sehen. Die hebräische Aufschrift auf den Tafeln verweist auf jenen letzten Gottesdienst im Jahre 1944, an dem auch noch jene Gemeindemitglieder teilgenommen hatten, die später den Märtyrertod starben. Rechterhand befindet sich der Umkleideraum des Kantors, linkerhand der des Rabbis (des religiösen Leiters der Gemeinde). Darüber sind der Chor und die Orgel, wobei letztere auch ein bedeutendes Zeugnis der Industriegeschichte Ungarns ist. Mit ihrem Bau wurde József Angster, der Leiter der damals gegründeten Angster-Orgelfabrik beauftragt, und diese Orgel sollte das erste Meisterwerk der jungen Fabrik werden. Sie wurde im Jahre 1869 gebaut und hat dem jungen Meister große Anerkennung eingebracht. Beim Hinausgehen kann man an beiden Seiten des Schiffes in Glasschränken Seelenlichter sehen, die am Todestag der Verstorbenen angezündet werden. In der Vorhalle an den Granittafeln sind die Namen der ehemaligen Amtsträger und der Gründer der „Heiligen Gesellschaft“ (Chewra Kadischa) zu sehen. Das in der linken Ecke angebrachte Wasserbecken symbolisiert die rituellen Waschungen der alten Zeiten. Die darüber angebrachten kleinen Uhren zeigen die Gebetsordnung während der Gottesdienste an den Samstagen und den Feiertagen an. An den Außenmauern der Synagoge wurden zahlreiche Gedenktafeln zu Ehren der Opfer des I. Weltkrieges, sowie der jüdischen Märtyrer angebracht.
Die Jüdische Gemeinde Pécs führt die folgenden Renovierungsarbeiten in der Synagoge aus:
- Reparaturarbeiten: Im Rahmen des Projekts werden die im Hauptschiff aufgetreten Wasserschäden auf einer etwa 30 m² großen Fläche ausgebessert, ein neuer Dachausstieg wird eingebaut, um Instandhaltungsarbeiten zu erleichtern, ferner wird wegen der Wärmebrückenkonstruktionen ein Heizfaden in die Regenrinne eingebaut, um das Einfrieren zu verhindern.
- Orgel: In Rahmen des Projekts „Wertvolles Pécs“ wird eine Reparatur der Orgel und des Orgelraums durchgeführt. Im Verlauf der Arbeiten wird der bröckelnde Putz auf einer 150 m2 großen Fläche heruntergeschlagen und die Entstaubung der darunter befindlichen Decke durch Auftragen einer Stabilisierungsschicht bewerkstelligt, an den Seitenwänden wird der Putz auf einer 77m2 großen Fläche repariert. Parallel dazu erfolgen Abbau, Abtransport und Reinigung der Orgel.
- Streichen des Innenraums: Der Putz wird an beschädigten Stellen repariert, beziehungsweise Wandflächen ausgebessert und restauriert.
- Wiederherstellung und Versetzung von Sitzbankreihen: Nach den Plänen werden die Sitzbankreihen versetzt, das Holz von Insekten und Pilzbefall befreit, und es werden Elektroinstallationsarbeiten durchgeführt.
- Umgestaltung des Innenraums, Einrichtung eines Ausstellungsraums: Die Bankreihen auf dem Chor entlang der nördlichen und südlichen Hauptwände werden versetzt, um so freie Fläche für den geplanten Ausstellungsraum zu schaffen. Die Ausstellung stellt hauptsächlich die Geschichte des Pécser Judentums dar, gewährt aber auch Einblicke in andere Teile des Komitats Branau (Baranya).
Die Ausstellung über die Geschichte des Pécser Judentums stellt mit Hilfe von Gegenständen, Dokumentarfilmen, Filmausschnitten und Fotos sowie Familiengeschichten das Zusammenleben, die Verfolgung, den Neubeginn nach dem II. Weltkrieg und die Ereignisse der letzten Jahrzehnte auf vielfältige Weise dar.