PROJEKTBESCHREIBUNG
Begünstigte:
Reformierte Innenstadtgemeinde Pécs
Leitender Amtsträger:
Dániel Peterdi, Propst
Verrechenbare Projektkosten:
23 040 187 Ft
Reformierte Innenstadtgemeinde Pécs
Leitender Amtsträger:
Dániel Peterdi, Propst
Verrechenbare Projektkosten:
23 040 187 Ft
Die Pécser Innerstädtische Reformierte Kirchengemeinde
Nach der Besetzung der Stadt durch die Türken haben sich auch in Pécs die Gläubigen der lutherischen und dann in den 1550-er Jahren der helvetischen Konfession angeschlossen. Das Verhältnis der Türken zu den reformierten und katholischen Konfessionen ist bis heute ein Streitpunkt geblieben. Nach Auffassung einiger Historiker hat die türkische Herrschaft den Reformierten alle Hilfe zur Verbreitung ihrer Glaubensprinzipien gewährt, während die Katholiken, die auf Seiten der Habsburger standen, verfolgt wurden. Andere sind der Auffassung, dass die Grundlage der türkischen Politik das Prinzip „Teile und herrsche“ war, denn für sie war eine Aufspaltung der Bevölkerung in den besetzten Gebieten in jeder Hinsicht vorteilhaft, hatten sie sich damit doch eine außerordentlich günstige Verhandlungsposition gesichert. Während des 17. Jahrhunderts ist die Zahl der Reformierten in der Stadt angewachsen, im Jahre 1620 waren noch 60 kalvinistische Familien registriert worden, doch ihre Zahl wuchs ständig.
Menschen nicht katholischen Glaubens konnten sich nur nach dem von Joseph II. erlassenen Toleranzpatent (mit Genehmigung durch den Statthalterrat) in der Stadt Pécs niederlassen. Der 24- jährige Apotheker Tamás Nendtvich, der aus Käsmark (in der ehemaligen Zips; heute Slowakei) stammte, und mit dem die Stadt Pécs - nach langer Zeit - wieder einen evangelischen Bewohner hatte, hat im Jahre 1806 die durch die Kanzlei erteilte Genehmigung zur Niederlassung erhalten.
In der Zeit des Dualismus stand die Zunahme der Zahl der Protestanten in direktem Zusammenhang mit dem Anwachsen der städtischen Bevölkerung. In einer Beschreibung der Zusammensetzung der Stadtbevölkerung gibt Mihály Haas im Jahre 1845 die Zahl der Reformierten folgendermaßen an:
„Hinsichtlich der Religion wurden in Pécs bei der schon erwähnten Volkszählung 14.244 Katholiken, 65 Lutheraner, 65 Reformierte und 55 Angehörige der nicht unierten griechischen Kirche, außerdem 187 Juden gezählt.“ Bei der Volkszählung von 1857 wurden in Pécs 124 Lutheraner und 51 Reformierte registriert. Die ersten Reformierten, die sich wieder in der Stadt niedergelassenen hatten, besuchten zunächst die Gottesdienste der evangelischen Gemeinde. „Seit Mitte des XIX. Jahrhunderts nimmt die Zahl der nach Pécs zurückkehrenden Reformierten unter den Flügeln der evangelischen Kirche ständig zu“, schreibt Zoltán Geyer. Die Tauf-und Heiratsurkunden der evangelischen Gemeinde bestätigen, dass sie hier auch getauft wurden und geheiratet haben. Aufgrund dieser Daten kann festgestellt werden, dass sich zwischen 1869 und 1892 in Pécs etwa 200 Personen als Reformierte bekannt haben. Die Reformierten waren ungarische Muttersprachler.
Die erste Station auf dem Weg zur Entstehung einer eigenständigen protestantischen Gemeinde in Pécs war nach den heute zur Verfügung stehenden Quellen das Jahr 1867. Die Pécser reformierten Gläubiger wurden von „ Ákos Földváry, József Körtvélyesi, Pongrácz Djenes, József Szecsődy, Mihály Rásky, Péter Begedi, Ferencz Máthis, Gyula Galamb” vertreten. Eine administrative Union hätte den Reformierten die sich aus dem Gemeindeleben ergebenden Rechte (Wahlrecht und Entscheidungsbefugnis, Recht auf Kandidatur für den Gemeinderat) gewährt, sowie das Recht auf Religionsunterricht für Real-und Gymnasialschüler, auf die Pflege von Strafgefangenen, die unter Aufsicht der königlichen Staatsanwaltschaft stehen, von Kranken in den allgemeinen Krankenhäusern, den Einrichtungen des Ordens der Barmherzigen Brüder, sowie in den Soldatenkrankenhäusern und das Recht auf die geistliche Betreuung der in der Diaspora lebenden reformierten Gläubigen. Im Gegenzug würden die reformierten Gläubiger dazu verpflichtet, zur Deckung der wachsenden Kosten beizutragen, die sich aus den Verpflichtungen infolge dieser Rechte ergäben. Diese Variante erörterten die Reformierten am 21. Mai 1876, stimmten ihr dann aber nicht zu. Deshalb schlugen die Lutheraner neue Verhandlungen vor, bei denen sie „die kirchlichen und erzieherischen Ziele ihrer reformierten Brüder im Herzen trugen“. Da aber eine Vereinigung der in Pécs lebenden reformierten Gläubigen mit der Evangelischen Kirche damals nicht zustande kam, wurde auf der Vollversammlung der Reformierten Diözese von Oberbranau angeregt, dass die in Pécs in der Diaspora lebenden reformierten Gläubigen eine Tochterkirche gründen sollten, was 1878 dann auch geschah.
Im Leben der Pécser Reformierten Gemeinde war die nächste Station auf dem Weg zur Verselbständigung, dass sie zu einer Missionskirche wurde. Der Ratspräsident des königlichen Tafelgerichts, Sándor Cseresznyés als weltlicher Verwalter der Gemeinde wandte sich an Károly Szász, den Bischof der Reformierten Kirche von Dunamellék, um finanzielle Hilfe, die 1891 von der Vollversammlung der Diözese auch zugebilligt wurde. Mit dieser missionarischen Beihilfe war die Anstellung eines Hilfsgeistlichen möglich geworden, sowie die Anmietung des Gebetshauses und der Wohnung des Geistlichen. Am 1. Januar 1892 wurde aus der Pécser Kirchengemeinde eine Missionsgemeinde. Nach dem Rücktritt von Gyula Váry im Jahr 1898 wurde der königliche Tafelrichter, István Varga Nagy zum Oberkurator. Neben dem Kirchenbau hat er die Umorganisation der Pécser Reformierten Kirche zu einer Mutterkirche und auch die Wahl eines ordentlichen Geistlichen vorangetrieben. Im Leben der Pécser Protestanten war die Periode von 1850 bis 1910 die Zeit einer neuen Landnahme, das heißt, eine Zeit der Etablierung, des Wurzelschlagens. Damals entwickelten sie sich zur selbstständigen Gemeinde. Bei einer Neuregelung der Grenzen der Diözesen im Jahr 1952 wurde die derzeitige Reformierte Diözese Branau (Baranya) eingerichtet.
Im Jahr 1900 stellte die Stadt Pécs der Kirche ein 650 Quadratklafter (ca. 2340 m2) großes Grundstück am Ende der Indóház Straße (heute Szabadság Straße) zum Kirchenbau zur Verfügung. 1902 ernannte die Refomierte Kirchenprovinz Dunamellék auf Bitte der Reformierten Diözese von Oberbranau hin die Pécser Gemeinde zur Mutterkirche. Der Kultusminister hat die Pécser Gemeinde in den Kreis der (staatlich geförderten) Congrua-Kirchen aufgenommen, so konnte die Gemeinde mit staatlicher Unterstützung einen eigenen und selbstständigen Geistlichen erhalten. 1903 wählte die Gemeinde Pál Nyáry als selbstständigen Geistlichen der Pécser Reformierten Gemeinde.
Am 1. Februar 1903 wurde Pál Nyáry von Gábor Dányi, dem Propst der Reformierten Diözese von Oberbranau, zum ordentlichen Geistlichen der Pécser Reformierten Gemeinde ernannt. Sein wichtigstes Ziel war es, der immer größer werdenden Gemeinde einen entsprechenden Versammlungsort einzurichten. Nach langen Vorbereitungsarbeiten wurde im Jahre 1906 mit der Bau der von Emil Károlyi geplanten Kirche begonnen. Der Grundstein wurde am 4. November 1906 gelegt, die Kirche wurde am 28. Juli 1907 fertiggestellt. Die Einrichtung der Kirche wurde vom Pécser Tischlermeister Ferenc Keil angefertigt, die Kanzel aus Eichenholz entstand nach dem Vorbild der Kanzel in der Budapester Kirche am Kálvin-Platz. Die Ornamente der Einrichtung symbolisieren die Dreieinigkeit. Die Orgel wurde von József Angster und seinem Sohn, die Glocken vom Glockengießermeister Antal Novotny angefertigt. Das Gemeindehaus wurde später, im Jahre 1927 gebaut. Seine Einrichtung kann sich der Handschrift der Pécser Künstler Győző Szatyor und Emil Vata rühmen. Die Fassade der Kirche hat drei Achsen, dem großen Turm mit Helmdach in der Mitte schließt sich an beiden Seiten je ein kleines Seitentürmchen an. Die weißen Wände sind entlang der Kanten und um die Fenster herum mit einer Ziegelverkleidung verziert. Der Baustil der Kirche hat Elemente der gotischen Architektur aufgenommen, deutet aber, ganz der eklektischen Auffassung des angehenden 20. Jahrhunderts entsprechend, auch romanische Fensterverschlüsse an.
Ziel der durch die Pécser Kommunalverwaltung in jeder Hinsicht unterstützten Entwicklungsarbeiten ist es, den Gemeindesaals (Sztáray-Saal) der Innerstädtischen Reformierten Gemeinde von Pécs in der Szabadság Str. 33-35 so umzugestalten, dass er die Ausstellung über die Geschichte der Reformation aufnehmen kann. Die für diesen Raum geplante Ausstellung soll mit der Präsentation materieller Zeugnisse (Bibeln, Gebetbücher) sowie mit Hilfe von interaktiven Geräten (Tablet, Tableau, Projektor) die Geschichte der Reformation im Komitat Branau darstellen. Im Rahmen der Umbauarbeiten soll auch die Zugänglichkeit des Sztáray-Saals, insbesondere im Hinblick auf eine Barrierefreiheit, verbessert werden.